Samstag, 17. September 2005

der werbebrief - oder: wieso ich nicht gerne in anderer leute betten schlafe...

Hier meine Antwort vom 21.Januar 2012 auf ein in der dritten Kalenderwoche 2012 erhaltenes Werbeschreiben eines norddeutschen Ferienbetriebes mit verschiedenen Niederlassungen, dessen Name ich hier  aus verständlichen Gründen nicht nennen mag.



Sehr geehrte Damen und Herren,

eigentlich hatte ich längst verdrängt, was mir in einem Ihrer "Ferienheime" zugemutet wurde.
Es ist ja auch schon lange her.

Da kommt von Ihnen ein Werbeschreiben in dem Sie Ihre Angebote mit dem Attribut "familienfreundlich und individuell" anpreisen.
Binnen Sekundenbruchteilen war die Szene wieder plastisch von meinen Augen.
Auch Ihre Definition von "familienfreundlich" und "individuell" war für mich spontan erlebbar geworden.

Wir machen hier eine kleine Zeitreise in den September 2005:

Meine Tochter Anna und ich sind in B. und verbringen dort einen wahnsinnig tollen Kurzurlaub.
Im Familienzentrum B. haben wir von Donnerstag, den15.September bis Sonntag, den 18.September 2005 ein Zimmer gemietet. Übernachtung mit Frühstück.

Wenn Sie sich die Fotos anschauen, werden Sie feststellen, wir hatten viel Spass und waren rundum zufrieden.
Alles findet ja auch einmal ein Ende, so auch unsere Zufriedenheit, oder vielmehr meine Zufriedenheit wurde jäh gebremst.

Wie konnte es dazu nur kommen?

Hier die Geschichte dazu.
Samstag, den 17.September 2005 7:58 Uhr
Unser Tagesprogramm war üppig, Spielscheune war angesagt, meine Tochter deshalb aufgedreht und schon sehr früh auf den Beinen.
Also nichts wie los, Frühstücken und ab geht die Post.
Das Frühstück war wie die Tage zuvor recht ordentlich und ohne Makel.
Schließlich wollte meine Tochter (damals viereinhalb Jahre alt) noch ein Brötchen. Aber wie so oft bei Kindern, die Augen sind oft grösser als der Magen.
Nach zwei Bissen ging dann nichts mehr. "Bin satt."
Meine Frau und ich sind als Eltern unserer Tochter immer darauf bedacht, dass Respekt vor Nahrungs- und Lebensmitteln vermittelt wird.
Nichts verschwenden oder vergeuden. Also wurde das angebissene Brötchen in eine Serviette gerollt, mit meinem erzieherischen Anspruch an meine Tochter: "Angefangenes Essen wird, nicht liegen gelassen. Das wirst du später noch essen."

Wie schon erwähnt, wir waren mit dem Frühstück fertig, auf dem Weg zum Ausgang werde ich von einem Herren in barschem Ton angesprochen: "Was haben Sie da in der Hand?!" (Kannte ich früher in dem Ton nur von der Grenze zur DDR: "Was haben Sie anzumelden!?!")
Wahrheitsgemäß antworte ich, dass es sich um ein angebissenes Brötchen meiner Tochter handelt.
"Das gibt es hier nicht, schmeissen Sie das hier in den Mülleimer!" informierte mich der freundliche Angestellte des Familienzentrums in B. und zeigte auf den in der Ecke stehenden Mülleimer.

Ich erspare Ihnen und mir die Schilderung des sich nun ereignenden Streitgespräches zwischen dem Anstaltsleiter und mir.

"Brötchen in den Abfall oder sofortige Abreise!"

Vor diese Wahl wurde ich höchst individuell von Ihrem auf Familienfreundlichkeit besonders geschulten Herren  gestellt.

Die mir von Ihnen unaufgefordert zugesandte Werbung hat mich ob des Erlebten, wie ich eingangs schon schrieb, in erstaunlich kurzer Zeit zu 100% verärgert.
Vielleicht können Sie sich heute, im Jahr 2012 vorstellen, was mich im Jahr 2005 mehr als erzürnt hat, aber wer weiss das schon genau.

Vielleicht verstehen Sie dann auch, dass ich aus o.g. Gründen, auf weitere Erfahrungen mit den Dienstleistungen Ihres Unternehmens keinen gesteigerten Wert lege.

So bleibt mir nur noch Ihnen meine besten Wünsche auszusprechen und Sie darauf hinzuweisen, dass das letzte Foto exakt den Mülleimer des 17.September 2005 zeigt. Oben auf liegt  von der Serviette verdeckt, das von meiner Tochter Anna angebissene Brötchen.


Mit freundlichen Grüßen


Peter B.

Die Fotos dazu: