Freitag, 11. August 2017

Nicht ganz so weit gen Osten wie geplant

Samstag, 29.Juli 2017, 2. Tag der Anja-Peter-Flip-Tour gen Osten.

Die- kleine- Reise beweist Eigensinn und gestaltet sich selbst. Statt- gestresst- am Donnerstagabend sind wir gelassen am Freitagmittag losgefahren. Die Nachtruhe in Astheim am Main passte wohl noch zum Plan, der Abstecher zum WoG-Treffen (World of Guzzi) in Stipshausen war eingeschoben. Zum Frühstück im Café Haun (Schwarzach am Main) kam es nicht, aber zum Einkauf bei Bäcker Schmitt und Metzgerei "Hennes Hofladen" in Frankenwinheim. Und zum schnellen Eindruck von Bambergs Innenstadt, wo wir einen wunderbaren Teeladen finden.

Teehaus Scharnke in Bamberg... drei Tassen zum Tee erstanden

Mittagspause gab es zwischen Melkendorf und Lindach, dazu eine Zeitreise, als ein altes Bauernpaar mit seinem grünen Traktor Fendt (à la Brakelmann, Büttenwarder) vorfuhr und ein paar Rüben und Kartoffeln aus dem Acker zog.

Spaziergänge mit Flip: Abends durch Astheim (immer noch gibt es im alten Ortskern eine Stelle, wo Pflanzen zum Mitnehmen angeboten werden, gegen Taschengeldspende für den Sohn der Familie, die diese originelle Idee praktiziert) und morgens am Main (eine kleine Pflaumenbaumreihe hat schon alle Früchte abgeworfen, unter den Bäumen leuchtet es lila zwischen unreif und verdorben).
Noch ein Spaziergang bei Lindach in der Sonne. Später dann am Fichtelsee, der moorbraun zwischen Tannen schwappt.




Und dann endet der Tag nicht ganz so weit im Osten wie geplant auf dem Campingplatz Luxor in Marienbad, sondern vor dem Naturfreundehaus in Wernersreuth. Drinnen eine Tellersülze für mich und ein Zigeunerschnitzel für Peter.

Währenddessen haben wir innerlich mehrfach den Kurs gewechselt. Die Idee, nach Kobelwitz und Fünfteichen (Schlesien) zu fahren und- gewissermaßen- Marga abzumelden, ist zurückgetreten. Kurzfristig war da die verwegene Planung, bis zu den Goralen (Hohe Tatra) zu fahren- von der Strecke her mit dem Bus ja leichter zu bewältigen als mit Motorrädern.
Jetzt ist unser geplanter Aktionsradius wieder geschrumpft: Morgen Waldsassen, vielleicht Marienbad. Erstmal Frühstück im Naturfreundehaus.
Dann wird man sehen.


Dem Gesprächsdurcheinander am Nebentisch ohne hinzuhören zu folgen- oder es als Hintergrundrauschen zu haben- ist eigentlich ähnlich wie mit fremden Sprachen: Es schwillt auf und ab, Brocken bekommt man mit, aber es läuft so ab wie Regenrieseln: Nicht unsere Themen, nicht unser Gespräch. Ungemein beruhigend.

Sonntag, 30. Juli 2017

Morgens um 8:00 Frühstück im Naturfreundehaus. Am Nebentisch eine mitteljunge Frau mit ihrer Hündin Ronja, einer ganz leicht speckigen Dalmatinerdame. Flip hat sie schon beim Morgenspaziergang kennen gelernt und ist vollkommen inspiriert.



Die mitteljunge Frau stammt aus Trebur, und sie ist mit ihren Eltern zusammen in der Gegend, weil ein Vertriebenentreffen (Sudeten) stattfindet. Sie erzählt, dass es- Lauf der Dinge- immer weniger werden, die noch übrig sind und sich treffen. Früher habe man sehr pünktlich sein müssen, wenn man beim Gottesdienst einen Sitzplatz hatte haben wollen. Heute sei es gleich, wann man komme. Sitzplätze seien immer frei. Sie logiert mit Hund Ronja im Naturfreundehaus, weil die langjährige Gastgeberin eine Hundehaarallergie entwickelt hat- und noch im Erzählen fällt ihr auf, dass die Eltern schon im Auto vor der Tür warten, nun schnell den Hund auf's Zimmer (der übrigens immer zuerst sein Essen bekommt)- und weg ist sie zu Sudetens.
An diesem Tag geht es für uns weiter durch Tschechien zur Zehrermühle (Schönberg im Kreis Freyung-Grafenau), montags früh dann nach Passau, wo wir Station machen.





Montag, 31. Juli 2017

In eine Stadt sollte man morgens ganz früh kommen und aus den vielen freien Parkplätzen den besten heraussuchen. Dann- noch lange vor Ladenöffnung- durch die Straßen gehen, wo sonst noch keine Touristen und von den Einheimischen nur die frühen unterwegs sind. Wenn zum frühen Mittag dann die  Touristenführungen anfangen, lästig zu werden, sollte man Zeit für ein Frühstück finden. Im Bayerischen zum Beispiel eine Weißwurst.

Anschließend dann noch das ein oder andere Lädchen besuchen, das einem morgens früh angenehm aufgefallen war. Ein Druckereilädchen zum Beispiel, oder einen Hutladen. Bevor man dann eine Siesta einlegt- das kann auch ein Ruhen im Campingstuhl sein- kann man noch ein gutes Eis im Schatten eines Hofeingangs genießen.





Den Nachmittag widme man der Kontemplation und leichten Spazierwegen mit Hund. Idealerweise am Ufer eines größeren Flusses, der die nötige Ruhe vermittelt. Zum späten Nachmittag hin ein Bummel durch Straßen, die man am Morgen noch nicht in Augenschein hat nehmen können. Es findet sich dann gewiss an historischem Ort ein ehrwürdiges Café, in dem man zwischen plüschigen Polstern und schwergoldenem Talmi feinste Schokoladen und ausgesuchte Kaffees genießen kann.
Den Abend beschließe man zu etwas fortgeschrittener Stunde- aber noch im Hellen- auf einer Terrasse über dem Fluss bei landestypischer Kost. Den Hund vertröste man derweil noch.

Solch ein Tag ist uns heute in Passau gelungen. Es gab
- Tee/ Kaffee und Croissants morgens an kleinen Straßentischen, für Peter ein Gespräch mit einer weltgewandten und betagten Dame, für mich einen Blick in die 'Süddeutsche' dazu
- eine Weißwurst am Rathaus-Löwenbräu, dazu ein 0%-Weizenbier
- ein Gespräch mit der Seniorchefin der Druckerei Freyberger im Drucklädchen, Steinweg 18 (dortselbst wunderbares Briefpapier erstanden)
- ein Eis auf die Hand (Erdbeer-Vanille für Peter, Himbeer-Haselnuss für mich)
- zwischendurch einen Bummel bis zum Bahnhof, um kühle Getränke für unseren Sitzplatz am Fluss zu finden
- noch einen Bummel, diesmal zu zweit ohne Flip, mit Kaffeepause im 'Stephan's Domcafé' (mir einen Espresso, Peter einen äthiopischen Kaffee, beiden eine Oberpfälzer Kuchenschnitte mit viel Nuss und Gehalt)
- ein Abendessen auf kühler Terrasse der Brauerei-Gaststätte Peschl (Peter einen Schweinebraten mit zweierlei Knödeln, ich eine Spanferkelsülze, dazu hervorragendes Aldersbacher Bier)

Dienstag, 01.08.2017, Passau

Was für ein unfassbar heißer Tag! Heute am frühen Abend stand das Thermometer einer Apotheke in der Altstadt auf 39°C, und das war gewiss kein Messfehler.
Heute Abend sind wir, wie gestern schon, in 'Peschls Brauerei' eingekehrt. Gestern auf der Hochterrasse an der Donau, heute nur zu gerne hinter die dicken Mauern in den Gastraum, wo es einigermaßen verträglich ist für Mensch und Hund.
Heute Morgen sind wir schon recht früh zu einer Terrasse, wo man unter einem riesigen Akazienbaum mit Donaublick frühstücken kann- oder, das haben wir gemacht, einen Kaffee oder Tee trinken kann, in Erwartung eines weiteren Weißwurschtfrühstücks. Das Löwenbräu am Rathausplatz zeigte sich heute sehr in Vorbereitungen des Tagwerks- Tische eindecken, Menukarten verteilen, Blümchen aufstellen- dass wir nicht weiter stören wollten, und so haben wir eine noch viel bessere Weißwurscht im-...- ja, wie heißt es nun... ich glaube: 'Bayerisch Königlich' gefunden.
Ein paar schöne Aussichten haben wir beim (kurzen) Morgenbummel durch die Altstadt noch entdeckt, einige davon auch fotografiert. Auf der Suche nach einer einigermaßen tragbaren Bluse habe ich mich an den 'ab PREIS'-Schildern gräsig geärgert. Also- trotz längerer Anproben, samt dem Entschluss, die blassblaue Bluse für 39,90€ zu nehmen- dann doch kein Kauf, denn die Bluse sollte 49,90 € kosten, da stand ja 'ab'. Auf solche Art der Kundenakquise habe ich so gar keine Lust mehr.

Mittwoch, 02.08.2017

Von einem Tag, an dem wir nicht
-  in der Buchhandlung in Schönberg waren
- zum Bummeln, vielleicht auch Essen, nach Bamberg kamen
- nachgeprüft haben, ob die 'Sonne' in Frankenwinheim geöffnet hat

- über Bodenmais gefahren sind.

(Nicht im Museum waren wir gestern.)
Auch sind wir nicht um 5:00 aufgestanden, um vor der Hitze weg zu sein.
Dafür hat es aber nachts geregnet und ist deutlich abgekühlt. So klappte es denn auch mit der Abfahrt aus Passau im Kühlen, obwohl es schon auf 8:00 zuging.
Eine kleine erste Rast gab es vor Schönberg, eine weitere dann im Gebiet der Oberpfälzer Seenplatte, wo es uns nicht gelungen ist, das Ufer eines Sees zu erreichen. Aber wir wussten uns in der Nähe eines Sees.
Die dritte Rast gab es schließlich an der Wiesent, wo Flip bis zum Bauch im Wasser war.


Nun, in den frühen Abendstunden, sitzen wir im Gasthaus 'Torbäck' in Volkach und genießen die exquisite Speisekarte.
Zum Einstieg gab es Ziegenkäse, mit Honig gratiniert und mit Feigensenf, dazu eine Rinderkraftbrühe mit Leberknödel und 'Schwimmerli', das sind Brandteigklößchen.
Als Hauptgericht folgt gleich Schäufele mit Klößen und Wirsing. Oh, nicht zu vergessen den Apéritif: Ein geeister Weincocktail mit Maracuja.
Flip übt derweil Geduld.


Donnerstag, 03.08.2017, Prümerburg

Nun sind wir wieder zuhause, die kleine Reise ist beendet. Heute Nacht hatte es geregnet, z.T. recht kräftig. Da war es schön, noch ein wenig liegen zu bleiben und dem Geprassel auf's Autodach zuzuhören. Auch Flip schlief ein wenig länger als gewohnt. Nach dem Regen- es ging wohl auf 9, halb 10 Uhr- war dann Zeit für den Morgenspaziergang ein Stück mainabwärts.
Der Main hat seinen ganz eigenen Charakter. Man sieht das Wasser kaum fließen, es liegt fast mit Seenstille zwischen den Ufern. Längs des Uferweges auf der Astheimer Seite stehen kleine Obstbäume, wachsen Kürbisse und Kartoffeln, wuchert es an manchen Stellen, während andere sorgsam gepflegt werden. Dazwischen viele Anglerplätze. Nach dem Spaziergang die Abfahrt, mit Zwischenstopp in Frankenwinheim, um Bäcker Schmitt und Metzger Hennes auszusuchen. Danach nach Krautheim, um bei der kleinen Brauerei eine Auswahl Biere zu erstehen, plus Tonseidel.
Noch eine kleine Pinkelpause für den Hund nahe 'Maria im Weingarten', der kleinen Pilgerkirche, die wir von unserem Halteplatz am Main aus an manchem Abend bewundert haben.


Die Rückfahrt zumeist über Autobahn (bis Wörrstadt), dann noch einen Besuch bei meinem Vater, der mit einem Infekt seit Sonntag im Meisenheimer Krankenhaus liegt. Eigentlich sollte er schon in Idar-Oberstein sein, aber das Krankenhaus in Meisenheim zeichnet sich durch Abwarten und Abwarten lassen aus. Nicht gut für das Nervenkostüm meines Vaters.
Weiter nach Hundsbach zu meiner Mutter, wo wir bereits geerntete grüne Bohnen und Tomaten mitnehmen dürfen, die zuhause in einen wunderbaren Bohnen-Rindfleisch-Eintopf umgesetzt werden.

Zuhause erwartet uns eine tüchtige Tochter mit köstlichen selbstgebackenen Donauwellen und ein Haus, das einen Hagelsturm glimpflich überstanden hat- im Unterschied zu so manchem Haus unten im alten Ortsteil und zu einem Gutteil Gemeindewald, der von einer Windhose wie Streichhölzchen abgedreht wurde.